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Ein spätes Resümee des Al-Quds Tages in Berlin

Foto & Copyright: Christian Schnebel/Demotix Kürzlich habe ich für die Agentur Demotix den von Ayatollah Khomeni ausgerufenen sogenannten Al Quds tag in Berlin dokumentiert. Viel ist in den Medien vorab das Thema Antisemitismus und offener Judenhass auf vergleichbaren Pro-Gaza Demonstrationen diskutiert worden- und das ist auch gut so!

Es gab Berichte über Juden die in den letzten Tagen auf Strassen von fanatisierten Israelfeinden angegriffen wurden, von offen antisemitischen Sprechchören, die an die Reichspogromnacht der Nazis erinnerten und es gab Bilder einer überforderten Staatsmacht, die - trauriger Höhepunkt - vor den Sprechchören kapitulierte und den Anpeitschern in einem Fall sogar die Lautsprecheranlage ihres Peterwagens überliess. So erwartete ich an diesem Samstag ähnlich chaotische Szenen und stellte mich auf Bilder ein, die man eher von den ewig gleichen israelfeindlichen Protestkundgebungen aus Teheran kennt: Junge Männer die "Tod Israel" skandieren, brennende Flaggen und ähnliches. Zwar hatte die Politik den Veranstaltern sehr strenge Auflagen erteilt, aber die Klientel für den Exzess war hör- und sichtbar auch am Samstag vor Ort. Seltene Koalitionen Mehrere politische Gruppen hatten unter der Devise "No Al Quds Day" parallel zu Protesten gegen den Al Quds Aufmarsch aufgerufen. Hierbei kam es zu - räumlich getrennten - aber dennoch eher seltenen Zweckkoalitionen. Vertreter der linksautonomen Antifa demonstrierten ebenso mit wehenden Israelflaggen gegen den Al Quds Aufmarsch wie Vertreter der eher etablierten politischen Kreise und protestierten lautstark und unüberhörbar gegen Judenfeindlichkeit und Antisemitismus. Aber auch die Veranstalter des Al Quds Tages sorgten für eine Überraschung. Es gelang ihnen zwei Ultra-orthodoxe Rabbiner für ihre Anliegen zu gewinnen und an der Spitze ihres anti-israelischen Protestzuges publikumswirksam neben den Palästinaflaggen einzureihen. Die Ultra-Orthodoxen sind in Israel für ihre ablehnende Haltung gegen einen säkularen Staat Israel bekannt und bisweilen kommt es zu skurrilen Solidarisierungen zwischen Islamisten und Vertretern dieser religiösen Ultra-orthodoxen Splittergruppen. Dennoch waren für viele Beobachter Rabbiner die neben einem Hisbollah-Logo posieren ein Bild was man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Auf der Abschlusskundgebung bat der Veranstaltungsredner Jürgen Grassmann die Demonstrationsteilnehmer um Spenden um noch mehr Anti-israelische Juden einfliegen zu können, da diese "Geld kosten" - ob diese Anspielung auf gängige antisemitische Klischees beabsichtigt war oder nicht entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Der geschulte Zuhörer konnte aber nicht umhin an dieser Stelle die politisch korrekten Ohren zu spitzen... Al Quds Ordner und Polizisten im Dauereinsatz Die Veranstalter des Al Quds Tages riefen von Beginn an dazu auf, sich jedweder Gewalt und volksverhetzender Sprechchöre zu enthalten. Dennoch gab es dutzende Al Quds Demonstranten die versuchten, die Pro-Israelischen Protestierer am Strassenrand aktiv anzugreifen und auch viele Anti-Al Quds Demonstranten versuchten erfolgreich Reaktionen auf der Gegenseite zu provozieren. Für jeden Beobachter war sehr deutlich zu sehen , dass es den Ordnern des Al Quds Protestzuges sowie der Tausendschaft Polizisten zumeist erfolgreich gelang Zusammenstöße zu verhindern und vor allem die Ordner bemühten sich aktiv um Deeskalation. Allerdings lässt sich auch nicht leugnen, dass die Bereitschaft Gewalt anzuwenden eher auf Seiten einiger Al-Quds Demonstranten lag als auf der Gegenseite. Offenkundig waren auch die zahlreich vorhandenen Hisbollah Flaggen, die eine ideologische Nähe des Veranstalters zu der vom Mullah Regime in Teheran unterstützen Terrororganisation vermuten lassen. Eine Nachfrage bei der Polizei ergab, dass das Zeigen der Hisbollah Flagge nicht verboten ist.Das es dennoch zumeist friedlich blieb, ist mit Sicherheit den strengen Auflagen der Polizei, dem breiten medialen Echo auf die antisemitischen Exzesse der vergangenen Tage zu verdanken, die die Veranstalter zwangen, diese Auflagen konsequenter als in der Vergangenheit umzusetzen. Auch der Pressesprecher der Polizei war am Ende erleichtert über den zumeist friedlichen Verlauf der Demo und berichtete lediglich von zwei Festnahmen wegen versuchter Körperverletzung. Fazit: Wenn Vertreter der Antifa, der FDP, der jüdischen Gemeinde und anderer etablierter Parteien unter einem gemeinsamen Symbol gegen Judenfeindlichkeit auf die Strasse gehen, dann ist das ein positives Zeichen, auch wenn dies sicherlich für viele der Gruppierungen der kleinste gemeinsame Nenner ist. Wenn Vertreter der Antifa (denen man teilweise nicht zu Unrecht überzogene Israelkritik vorwirft) unter dem wehenden Davidstern " Lang lebe Israel" und "Free Gaza from Hamas" rufen kann dies ein Indiz dafür sein, dass der gesellschaftliche Konsens in Deutschland in der Ablehnung von Antisemitismus und Islamismus belastbarer ist als erwartet. Ob dem wirklich so ist, wird die Zukunft erweisen. Es zeigt sich aber auch, dass ein breites Bündnis von Politik & Gesellschaft durchaus imstande ist auf Veranstalter einzuwirken ihrerseits alles zu tun, antisemitische Auswüchse zu verhindern. Inwieweit dies einer inneren Überzeugung aller Teilnehmer des Al Quds Tages geschuldet ist, mag man aber gewiss anzweifeln dürfen. Meine Story bei der Agentur Demotix: Meine Bilder bei der Agentur Corbis:


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