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Erziehung zum Hass


Als ich im Juli 2008 zu Besuch in Jerusalem war, fuhr ein paar Strassen von mir entfernt ein palästinensischer Terrorist mit einem Tieflader in eine Reihe von Passanten verletzte etliche schwer und wurde von Sicherheitskräften erschossen. Ich bekam von dem Anschlag zunächst nichts mit, erinnere mich aber noch an die Sirenen und das Blaulicht in der Ferne und hielt es den ganz normalen Soundtrack einer Großstadt, etwas was einen normalerweise kurz hochschrecken lässt und das man anschliessend normalerweise wieder vergisst. In den Bildern der Nachrichtensendung am Abend erkannte ich die Stelle in der King David Strasse aber sofort wieder, denn ich war ungefähr 30 Minuten vor dem Attentat dort vorbei gekommen und hatte somit mehr Glück als die Menschen die kurz darauf unter die Räder kamen. Wieder in Hamburg angekommen las ich eine weitere kurze Meldung über den Terroranschlag dem ich entgangen war und den knappen Text mit dem Wortlaut mit welchem die Hamas den Täter als „Märtyrer für die Sache Allahs“ feierte. Damals wie heute werden die Attacken radikalisierter Selbstmordattentäter von der Führung der Hamas eifrig bejubelt und nach wie vor ist die Vernichtung Israels das Hauptziel von Hamas und deren Splittergruppen.

„Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!“ – dieselben Slogans, dasselbe Leid!

Während der Mord an dem palästinensischen Kleinkind Ali Dawabscha und dessen Familie durch jüdische Terroristen im August 2015 die israelische Zivilgesellschaft zutiefst erschütterte und etliche Kundgebungen gegen die Siedlungspolitik und den jüdischen Extremismus auslöste, darf man vergleichbare Proteste gegen den Mord an israelischen Kindern von palästinensischer Seite in absehbarer Zeit wohl eher nicht erwarten. Auch wenn es hierzulande nicht gerne gehört wird und einen diskriminierenden Beigeschmack hat: der Terror und die Ermordung von Kindern und Zivilisten wird in Teilen der palästinensischen Gesellschaft mehrheitlich als Erfolg und Grund zum Feiern definiert. Diese Haltung zum Tod Unschuldiger schließt für Hamas und andere Terrorgruppen explizit auch das eigene Volk mit ein. Man muss es so direkt sagen: Die Methode die palästinensische Jugend als Kanonenfutter zu instrumentalisieren und ihr Leiden und Sterben als heilige religiöse Tat zu verklären ist fester Bestandteil der radikal-islamistischen Ideologie die in Palästina vielfach den Ton angibt und nicht öffentlich kritisiert werden darf. Auch die durch radikalisierte Einzeltäter begangenen Messerattacken auf arglose Passanten in Jerusalem folgen in ihrer selbstlosen Todesverachtung demselben Schema selbst wenn die Täter erkennbar ohne Auftrag und durch das Internet und Facebook radikalisiert zur Tat schreiten. Angestachelt werden die Terrorattacken vielfach durch nebulöse Gerüchte der Palästinensischen Autonomiebehörde, Israel wolle den Tempelberg für Muslime sperren. (1)

Die in weiten Teilen der palästinensischen Gesellschaft akzeptierte Logik des Terrors ist erschreckend konsequent wenn selbst in den durch die Autonomiebehörde verantworteten Kinderprogrammen im palästinensischen Fernsehen Selbstmordattentate gegen Juden als heroisch gepriesen und Juden als Schweine gezeigt und ihre Tötung unter „Itbah al Yahud“ Rufen („Schlachtet die Juden“) zur heiligen Pflicht erklärt wird.(2)

Kaum verwunderlich, dass die Selbstmordattentäter so gut wie immer radikalisierte Jugendliche oder junge Erwachsene aber so gut wie nie ältere Männer oder Frauen sind. Das Resultat dieser Konditionierung von Kindern zum Terror gipfelte in der Messerattacke des 13 jährigen Palästinensers Ahmed Manasra am 16. Oktober, bei der ein gleichaltriges jüdisches Kind schwer verletzt wurde. Bei dem Versuch zu fliehen wurde der junge Palästinenser von einem Auto erfasst und am Kopf verletzt. Die Bilder von Ahmed der mit abgewinkelten Beinen blutend auf der Strasse liegt gingen um die Welt, versehen mit dem Untertitel „dass man hier das Sterben eines von Israelis umgebrachten palästinensischen Kindes“ sehen würde. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas verbreitete sogleich die gefällige Nachricht, das Kind wäre von Israelis „exekutiert“ worden und das zugehörige Video verbreitete sich in Windeseile in den sozialen Medien. Was im medialen Hintergrundrauschen dann wohl unterging war die wohl eher unwesentliche Nebensächlichkeit der vorangegangenen Messerattacke und der schlichte Umstand, dass Ahmed Mansra nicht verstarb sondern anschließend gemeinsam mit seinen Opfern ins israelischen Hadassah Krankenhaus eingeliefert wurde und sich auf dem Weg der Besserung befindet. (3)

Natürlich gehören zur Realität der neuerlichen Ausschreitungen auch die Reaktionen des israelischen Militärs gegen Steine- und Molotow-Cocktail werfende Jugendliche. Somit ist es immer schwer das Leid der einen gegen das der anderen aufzurechnen.

Dennoch besteht ein sehr wesentlicher Unterschied, ob ein Jugendlicher der Steine oder Molotow-Cocktails auf bewaffnete Soldaten wirft angeschossen wird oder ob ein 13jähriger Schüler auf dem Weg nach Hause hinterrücks niedergestochen oder ein Baby von einem Auto mitsamt Mutter überfahren wird.

Die aktuellen Attentate auf Israelis werden vermutlich zu einer weiteren Verschärfung der israelischen Sicherheitspolitik führen. Kurz gesagt: Israel wird auch diese neuerliche Eskalationsspirale nicht beenden können und von Netanjahu werden in absehbarer Zeit keine wirksamen Schritte hin zu einer friedlichen Lösung zu erwarten sein, denn der Likud ist bei den Ultranationalen in Geiselhaft und die israelische Linke ist durch die anhaltenden Gewalt praktisch handlungsunfähig.

Ohne eine Abkehr von der Erziehung zum Hass wird der Frieden nicht möglich!

So absurd es klingen mag: Warum können die entscheidenden Impulse zur Eindämmung der Gewalt nicht auch aus der palästinensischen Gesellschaft kommen? Jede Veränderung setzt aber einen nicht verhandelbaren ersten Schritt voraus: Die aktive Abkehr von der Erziehung zum Hass muss jeder Friedensregelung vorausgehen, denn keine Gesellschaft die sich für Freiheit einsetzt kann diese erlangen, indem sie ihre Kinder zu Hass und Mord erzieht. Eher könnte man annehmen dass sich Alkoholismus mit Schnaps bekämpfen lässt! Solange also Organisationen wie Hamas oder deren Splittergruppen ihren destruktiven Einfluss ausüben wird sich nichts ändern. Sollte auch künftig die religiös begründete Rückeroberung Jerusalems und die Vertreibung der Juden aus Palästina als Maximalforderung das Denken und Handeln einer Mehrheit der Palästinenser bestimmen und Kompromisse als Verrat gelten, wird sich die Gewaltspirale – ganz im Sinne der radikalen Kräfte auf beiden Seiten – weiter drehen.

Das Drama der Palästinenser ist, dass es sich in seiner Verzweiflung entweder einer gewalttätigen politischen Illusion hingibt oder einmal mehr in die Hände populistischer Führer begibt die ihre großspurigen Versprechungen nicht mal im Ansatz werden halten können. Die Tragik multipliziert sich durch die bei vielen verinnerlichte Vorstellung dass Palästina zu lieben zwingend bedeuten muss, die Juden zu hassen und aus dem Land zu vertreiben. Politische Scharfmacher geben diese tödliche Botschaft an die nächste Generation weiter und vergiften somit nachhaltig die Zukunft ihres Volkes. Also dreht sich die Spirale des Hasses ständig weiter und die Palästinenser setzen erneut mit dem Terror auf die falsche Methode zur Erreichung ihrer berechtigten Forderungen nach einem selbstbestimmten Leben. Die jüngere Weltgeschichte hingegen kennt etliche Beispiele dafür, dass es neben der hemmungslosen Ausübung von Gewalt auch andere wesentlich nachhaltigere Methoden gibt sich die Freiheit zu erkämpfen. Angefangen von Gandhi über Nelson Mandela bis hin zur Friedensregelung für Nordirland sowie Ex-Jugoslawien (nach den verheerenden Jahren der Gewalt) ist die Geschichte voll von alternativen Wegen zur Veränderung. Bei keiner dieser Lösungen konnte eine der beteiligten Parteien alle ihre Forderungen durchsetzen. Immer lief es auf einen Kompromiss hinaus.

Genau das ist es, was die religiösen Scharfmacher um jeden Preis verhindern wollen.


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